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Es war einst ein Madel so jung und so zart Das grad eben erst erwachsen ward Sie war so schön und sie war so rein Die Lippen so weich, das Haar sehr fein Sie war so außerordentlich schön wie man es niemals zuvor hat geseh’n.
Man sang von ihr rund um die Welt In jedem Palast und in jedem Zelt Die jungen Prinzen, der Häuptlinge Söhne wollten sie haben, die unendlich Schöne. “Wer ist sie? Wo lebt sie? Gebt Auskunft, ihr Leut’“ Sie war Tusnelda von Schnarchenreuth.
Die Burg lag im Nebel und hell schien der Mond Und über dem Nebel die Turmspitze thront Die Fahne im Wind weht, ein Wolf heult von fern Ein Kauz kreuzt die Lichtung, das macht er sehr gern Da zog aus der sehr fernen Mongolei Eine gar schreckliche Horde herbei.
Die Burg lag im Schlafe, man hatte gezecht, Und das fand der Hauptmann der Horde nicht schlecht Die Trommeln erklangen, mit lautem „Huhu!“ stürmten die Männer auf die Burg zu. Tusnelda zu rauben, das war ihr Begehr. Es waren sehr viele, ein furchtbares Heer.
Und als er grad losging, der Mongolen Sturm War auf dem Schnarchenreuther Turm des Gebhardts Siegbert zur Wach’ eingeteilt Und diesem sturztrunken die Sinne enteilt. Er fiel hintenüber, doch auf ihn von vorn fiel das Schnarchenreuther Wachsignalhorn.
Er fing an zu schnarchen und durch das Horn tausendfach lauter schallt es nach vorn Über die Mauer bis hin zu dem Heer Und die Mongolen erschraken sehr. Ein entsetzliches Brummen, es dröhnte im Ohr, wie man es niemals hörte zuvor!
„Ein Drache, ein Monster, ein schreckliches Tier!“ so schrien sie, und „wir müssen fort von hier!“ Sie rannten, sie liefen zurück in den Wald Mit Zähnegeklapper – es war auch sehr kalt. Sie warfen alles von sich in der Not. Am Horizont sah man das Morgenrot.
Die Jungfer Tusnelda, so ward’ sie gerett’ Lag derweilen selig schlummernd im Bett. Und keiner der Leute hätt’ je was gemerkt, Wenn nicht durch des Siegberts Schnarchen verstärkt der Bürgermeister in dieser Nacht Aus seinem Alkoholrausche erwacht.
Er ging hin zum Siegbert, nahm ihm weg das Horn Und sah noch die letzten Männer im Korn, wie sie dort rannten in ihrer Not, fürchteten sie doch den nahenden Tod. So ist überliefert, was keiner sonst wüßt’ Wie das alles gekommen ist.
Es war einst ein Madel so jung und so zart, das gerade eben erwachsen erst ward. Die Jungfer Tusnelda von Schnarchenreuth Man kennt sie, man singt ihr Lied auch noch heut’ Sie war so außerordentlich schön Wie man es niemals mehr hat geseh’n.
Hof am 22.09.2018 © 2018 Norbert Diehl
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